What would you do?

28.10.2018

Ja, was würdest du tun? Was würdest du tun, solltest du diese eine, diese wichtige alles überschattende, Klausur nicht bestehen? Was tust du dann? Heulst du? Stampfst du mit dem Fuß auf? Würde die Welt davon untergehen? Bist du vorbereitet? Wie gut oder wie schlecht bist du vorbereitet? Sitzen die Basics? Bist du in der Lage komplexe Zusammenhänge zu analysieren und schlussendlich zu interpretieren?

Studieren beinhaltet meiner Meinung nach, nicht nur Motivation, sondern durchaus ein überaus hohes Maß an Leidensfähigkeit und Frustrationstoleranz. Gedanken einer Studierenden* im dritten Semester. Seit Wochen, nein Monaten lerne ich auf diesen einen Tag hin. Zu Anfangs habe ich mir bei der ungeheuren Menge an Lernstoff in die Hosen gemacht. Habe zusätzlich zu den Vorlesungen noch private Tutorien in Anspruch genommen, in jeder freien Minute gelernt, Tutorials geschaut, sämtliche Websites zum Thema durchgeackert, Bücher über Bücher durchgearbeitet. Heute habe ich ein handgeschriebenes Skript mit 42 Seiten vor mir liegen. Ich habe geschrieben, zusammengefasst, gezeichnet, ausgedruckt, ausgeschnitten und aufgeklebt. Wieder überarbeitet und geheult. Aus Wut und aus Überforderung. Ich habe Urlaubstage zum Lernen genommen und die letzten Wochenenden permanent gelernt. Das ist Statistik in der Psychologie. Das Angstmodul jeder Studierenden* in diesem Fachbereich. Es ist abstrakt und komplex. Und es ist theoretisch. Viel zu theoretisch.

Der Tag der Klausur rückt immer näher und ich kann mich kaum noch auf irgendetwas anderes konzentrieren. Wie im Wahn schreibe ich alles erneut, lese die geschriebenen Seiten immer wieder durch, hinterlasse mir selbst Sprachmemos und höre diese wieder und wieder ab.

Und plötzlich sitze ich mit 60 anderen Studierenden* in diesem Raum, habe die Aufgaben vor mir und mein Gehirn stellt auf Autopiloten um. Okeh, sage ich mir. Erst all das abarbeiten was sofort abrufbar ist. Danach den anderen Kram. Zwei Stunden später, stehe ich auf dem Campus und rauche. Es ist kalt und der Wind pustet mir ins Gesicht. Ich habe keine Ahnung was ich da tatsächlich gerade von mir gegeben habe. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist. Ich kann mich an keine Aufgabenstellung erinnern. Durchatmen. Die Klausur ist geschrieben.

Die Frage die man sich stellt, bevor man wichtige Klausuren oder Präsentationen oder what ever, schreibt oder vorträgt, ist immer dieselbe: "Was tust du, wenn das Ding völliger bullshit ist?" Ich selbst stelle mir im Studium permanent diese Frage. Letztendlich nimmt man es ja dann doch wie es kommt. Ändern kann man es nicht. Aber man könnte sich ja im Vorhinein nicht schon dizzy denken. Das wäre ja schon mal ein Anfang um sich selbst nicht unnötig aufzuregen. Pff. Gut ist, dass man das im Grunde alles weiß, sich aber von seinen Gedanken verunsichern lässt. Und ja, da sieht man es ganz deutlich: unser Gehirn produziert nicht ausschließlich sinnvolle Gedanken. Brainfuck aller erster Güte.

Das positive an das ich jetzt denke und worauf ich mich sehr freue, ist das ich mich nun endlich auf die wirklich interessanten Dinge im Studium konzentrieren kann. Klinische Psychologie, Sozialpsychologie und Entwicklungspsychologie. Und ich werde nach Monaten der Statistik endlich mal wieder Belletristik lesen. HEUREKA!

J.

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