Same same but different.
Die typische Frage nachdem eine Trennung im weitläufigen Bekanntenkreis die Runde gemacht hat ist folgende: "Wie konnte das denn so schnell passieren?" Das diese Frage von Bekannten gestellt wird ist ja schon fast sowas wie ein Klischee. Die Antwort darauf oft weniger fassbar, und schon garnicht in einem Satz zu erklären. Oft hatte ich schon überhaupt keine Lust diese Frage zu beantworten. Achselzucken war dann aus meiner Sicht die adäquate Reaktion.
Aber es gibt auch Situationen in welchen man durchaus das Bedürfnis hat eine Antwort zu erwidern. Das Problem an diesen Antworten war dann manchmal, dass ich aus der Mimik meines Gegenübers entnehmen konnte, dass da oben rum gerade völlige Dunkelheit herrschte, während ich die Frage in etwa so beantwortete: "Es ist nicht schnell passiert. Es war ein langer und schmerzhafter Prozess, indem ich gelitten habe und immer wieder nach anderen Auswegen, als dem der Trennung, suchte." Daraufhin wird man angeschaut als hätte man gerade die Gravitation in Frage gestellt. Oder aber, wie man eben jemanden ansieht, der etwas sagte, und man hat einfach nicht zugehört. Kleiner Einschub meinerseits: hört auf Interesse zu mimen. Das ist bullshit! Wenn mich nicht interessiert wie es meinem Gegenüber geht, dann frage ich einfach nicht. Punkt.
Allerdings ist die Sachlage was meine persönliche Erfahrung im Bereich der Trennung angeht doch eher komplexer. In etwa so:
Wenn man irgendwann einfach keine andere Lösung für sein eigenes Seelenheil findet, und der Leidensdruck zu übermächtig wird, trennt man sich. Ich habe diesen Schritt nicht getan, weil ich dachte danach wird immer die Sonne für mich scheinen. Ich wusste das es hart wird, und vor allem kräftezehrend. Vor allem DANACH. Wenn dann allerdings die erste Schockstarre überwunden, und sich etwas Alltag mit der neuen Situation abzeichnet, wird es leichter. Und ich meine damit nicht "zurechtkommen". Ich meine, es wird weniger aufreibend und anstrengend miteinander umzugehen. Denn das müssen wir, ob wir wollen oder nicht - mein Ex-Partner und ich.
Im Grunde hat sich für mich seither nicht allzu viel geändert. Jedenfalls in Bezug auf meine Alltagsstruktur. Ich war viele Jahre allein in dieser Beziehung. Ich habe das Leben der beiden kleinen Menschen, und mein eigenes mehr oder weniger gut im Griff. Ich bin sicher keine Mutter aus dem Bilderbuch. Ich gehöre eher zu der Kategorie "scheiße, wir müssen mal wieder aufräumen...". Der Küchentisch liegt voller Unterlagen vom Studium, zwischendrin die Hausaufgaben des großen Kindes und meine halb ausgetrunkene Tasse Kaffee vom Morgen. Aber hier gibt es Kinder, die permanent mit Literatur und Musik, mit Vorbildern und mit Witz versorgt werden. Ab und an gibts auch mal etwas zu essen. Wir mögen das. Ich mag es so. Ich hab gern überall Bücher liegen und es riecht nach frischem Kaffee.
Ich bin seit der Trennung allein mit den beiden kleinen Menschen. Was wir ja vorher auch schon (fast) immer waren. Aber der springende Punkt ist, dass es diese gedankliche Komfortzone des Beziehungsstatus nicht mehr gibt. Auf bzw. in dieser Zone ruht man sich aus, meint das sie einen (be-)schützt. Was totaler Quatsch ist. Sie schützt einen nicht. Sie verarscht einen, gaukelt einem vor, es wäre gut. Es gibt Tage da fühle ich mich super. So richtig. Und es gibt Tage, da wünschte ich, es gäbe jemanden in meinem Leben. Ich bin nicht gern allein. Besonders wenn die Kinder nicht bei mir sind, kotzt es mich an. Ich halte das dann exakt solang aus, bis ich meinen Workload abgearbeitet habe, und zur Ruhe komme. Aber das ist die tückische Fratze der Komfortzone. Dieses "dann doch allein, so richtig". Ich bin noch in der Eingewöhnungsphase des Alleinseins. Und ich mag diese Scheiße nicht.
Ich suche nicht. Will ich auch nicht. Elite Partner? Im Leben nicht! Ich lasse keinen Algorithmus über die Liebe entscheiden. Es gibt ja Paare die sich auf diesem Weg verliebt haben, und seither eine glückliche Beziehung führen. Find ich auch super, grundsätzlich. Ist mir persönlich aber zu anstrengend. Vielleicht bin ich aber irgendwann auch verzweifelt genug, um den Schritt dahin zu wagen. Bisher lehne ich dies ab.
Vielleicht sitzt der Schmerz der letzten Jahre auch zu tief. Aber ich glaube es kann nie schlecht sein, erstmal innerlich aufzuräumen, bevor man jemanden reinlässt. Jedenfalls an diesem Ort sollte es ordentlich sein.
J.